Streetartist LACUNA: „Meine Bilder sind wie eine Taschenlampe“

„Meine Bilder sind wie eine Taschenlampe“

„Als ein Künstler, der in den Straßen arbeitet, verkörpere ich eine Lücke der Gesellschaft.“ So beschreibt der Künstler Lacuna sich selbst in seinem Instagram Account. Seine Arbeiten konzentrieren sich auf soziale Probleme wie Ungerechtigkeit, Ausbeutung und Ausgrenzung. Seine Darstellungen sind in erster Linie bildliche Stencils, er macht sich aber auch die Poesie zunutze. Manchmal verleiht er seiner Message auch in Form der Street Intervention Ausdruck. 

Es sind aber nicht nur die sozialkritischen Themen, die in seinen Werken Platz finden. Seit gut 15 Jahren fotografiert Lacuna Bands, um die Fotografien dann anschließend als Stencils auf die Fläche zu bringen. So will er die Atmosphäre, die Vibrationen und das Feeling on stage erneut einfangen. Für Lacuna sind Stencils die beste Art den hohen Anspruch an Perfektion, den er sich selbst auferlegt hat, umsetzen zu können. 

Vielschichtig und inspirierend – das ist Lacuna nicht nur für Kollegen aus der Kunstszene, sondern auch für den Betrachter seiner Werke. Wir konnten im Gespräch mit diesem besonderen Künstler noch ein bisschen mehr über ihn erfahren….


SC: Was ist das Besondere an der Anonymität?
Lacuna: Wenn ich Streetart im öffentlichen Raum mache, bin ich grundsätzlich anonym. Der Betrachter, der meine Arbeit findet, sieht nur das Bild und nicht die Person, die dahintersteht. Das ist anders als in einer Galerie, wo der Künstler vielleicht anwesend oder seine Biografie ausgelegt ist, auf der man vielleicht sogar noch ein Foto von ihm findet. Streetart kommt Vincent van Goghs Idee 'Kunst um der Kunst willen' sehr nahe. Seine Kunstphilosophie hat mich sehr beeinflusst.
Genau diese Anonymität finde ich in der Streetart sehr spannend. Es wird vieles darin aufgehoben. Gewisse Rollen oder soziale Hintergründe sind nicht mehr existent. Niemand kann wissen, ob die Person ein Mann, eine Frau oder ein Kollektiv ist, aus welcher sozialen Schicht jemand stammt oder ob der Streetart Künstler Kunst studiert hat oder nicht. Es geht alleine um die Kommunikation von Künstler zum Betrachter über das visuelle Erlebnis.
Für mich ist das Bild wichtiger als die Präsentation des Künstlers dahinter. Die Person hinter den Bildern beeinflusst das Werk zwar maßgeblich, aber eigentlich geht es am Ende doch um das Bild. Auch ich habe hinter einer Arbeit eine Geschichte dazu und erzähle auch gerne diese Geschichten. Wenn jemand das Bild jedoch in der Straße ohne diese Geschichte findet, verbindet die Person das Werk mit eigenen Geschichten und dem eigenen Leben. Ich finde das sehr spannend zu erfahren, was manche Menschen mit Bildern verbinden oder was sie für einen bedeuten. Daher gebe ich die Deutungshoheit an den Betrachter ab.
Ich finde es zum Beispiel auch toll zu sehen, dass mich manche für eine Frau halten (wegen des Namens) oder für einen Mann oder manche einfach nicht wissen, wer dahin steckt. Ich finde es positiv quasi geschlechtslos zu sein und aus buddhistischer Betrachtungsweise diese Extreme einer Geschlechterzuordnung überwinden zu können.


SC: Hattest du je das Gefühl, durch die Anonymität Erfolg oder Anerkennung zu versäumen?
Lacuna: Da ich nichts vermisse, habe ich auch nicht das Gefühl etwas versäumt zu haben. Ich bin nicht der Mensch, der im Vordergrund stehen muss. Daher vermisse ich auch den Applaus nicht. Es freut aber natürlich, wenn meine Bilder den Menschen etwas geben, sie sich daran erfreuen oder sie sich in den Bildern wiederentdecken können.


SC: Machst du auch mal "Urlaub" von der Kunst bzw. brauchst du das überhaupt? Wenn ja, wie sieht diese Zeit aus?
Lacuna: Ein Abstand zur Kunst ist immer wichtig, um neue Eindrücke, Ideen und auch Abstand zu bekommen. Ich produziere sehr gerne und habe auch eine große Ausdauer, aber Urlaub ist immer gut und wichtig. Ich verreise so oft es möglich ist, schaue mir andere Städte an oder fremde Kulturen. Letztes Jahr habe ich einen Trip von Prag, über Bratislava bis nach Budapest gemacht. Dabei habe ich natürlich auch etwas gesprüht, aber es war eher wichtig, wieder unterwegs zu sein und dem Trott des Alltagslebens zu entfliehen. Das bringt der Seele und dem Körper die nötige Ruhe, Gleichgewicht und Entspannung, die sehr wichtig ist. Zum Auftanken oder um sich neu zu inspirieren.


SC: Deine Werke greifen oft sozial-kritische Themen auf. Macht dich die Welt traurig? 
Lacuna: Nein, die Welt macht mich grundsätzlich nicht traurig. Dieser Planet ist etwas wunderbares, wunderschönes und ich bin stets fasziniert und berührt von dieser Schönheit. Diese Erde ist für mich vollkommen. Ich wundere mich aber über andere Sachen. Und die machen mich oft traurig. Das ist vor allem das Verhalten des Menschen. Ich habe in meinem Leben Sachen gesehen, gehört und selbst mit erlebt, die mir die Abgründe von menschlichem Verhalten gezeigt haben. Ich bin Zeuge geworden von Krieg, Vertreibung, Not oder Unterdrückung. Das hat mich sehr beeinflusst und auch meinen Standpunkt in dieser westlichen Gesellschaft verändert. 
Mich berühren diese Abgründe und ich wandle vielleicht oft in den dunklen Bereichen des menschlichen Lebens, aber meine Bilder sind da wie eine Taschenlampe. Ich verarbeite eigene Erlebnisse, versuche Handlungsweisen zu verstehen, bringe meine eigenen Gedanken und Ideen in meinen Bildern zum Ausdruck oder zeige mit dem Finger auf etwas, um Menschen ein Thema nahe zu bringen oder sie an etwas zu Erinnern.
Zum Beispiel hat mein Werk zu der Protestbewegung mit Myanmar und die daraus resultierte Zensur des Bildes vor der myanmarischen Botschaft in Berlin sicher einige Leute dazu gebracht, sich mit dem Land und der dort laufenden Tragödie zu beschäftigen. Was mich wirklich zu Tränen gerührt hat, war die Reaktion der Demonstrierenden aus Myanmar selbst. Dieses Bild hat den Leuten Kraft gegeben und ihnen gezeigt, dass sie nicht alleine sind und dass man hier im Westen an sie denkt und sie auf ihrem Weg begleitet. Das ist sehr wichtig, denn sie fühlen sich oft von den Vereinten Nationen und den Regierungen im Stich gelassen in ihrem Kampf gegen die Militärdiktatur.
Das alles heißt aber nicht, dass ich mich ausschließlich mit solchen Themen befasse oder depressiv bin. Ich bin generell ein lebensfroher Mensch. Ich arbeite seit einiger Zeit an einer Serie, bei der ich einige meiner Lieblingsmusiker auf der Bühne darstelle. Da geht es zum Beispiel mehr um die Poesie der Farben und der Energie von Live-Konzerten, die ich zum Beispiel während des Lockdowns sehr vermisse. Diese Arbeiten werden übrigens seit dem 14. Mai in dem Biergarten des Cassiopeia ausgestellt, die ihren Club und Konzertraum seit über einem Jahr schließen mussten.


SC: Was wärst du geworden, wenn du nicht Künstler geworden wärst?
Lacuna: Vermutlich ein indischer Koch


Lacuna ist aus der Street Art Szene nicht wegzudenken. Nachdem er 25 Jahre anonym in den Straßen unterwegs war, hat er längst den Weg in die Galerien gefunden und begeisterte mittlerweile Menschen unter anderem in Belgien, Italien, den Niederlanden, Canada und den USA. Eines seiner Werke hat sogar den Weg in „Das kleinste Museum der Welt“ gefunden. Jetzt gibt es einige seiner einzigartigen Werke auch bei uns im Shop. Sichert euch gleich eines davon und ihr werdet feststellen, dass es eure vier Wände bereichern wird.

LACUNA RELEASE AUF STREETARTCORNER.DE 

Am Sonntag den 21.3.2021 - 13:00 Uhr.

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STAY TUNED.

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